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1. Heimatkunde für Großstadtschulen - S. 2

1914 - Breslau : Hirt
Einleitung. In letzter Zeit wird häufig die Ansicht vertreten, daß der Ausdruck „Heimatkunde" für deu ersten geographischen Unterricht der Großstadt (3. Schuljahr) nicht zutreffend wäre. Was weiß ein Großstadtkind von Heimatgesühleu! Im enge» Stockwerk eines Mietshauses geboren, vielfach in andere Räume und Straßen verpflanzt, sür seine Spiele angewiesen auf das Getriebe der Straße, im besten Fall aus einen engen Hos oder sonnendurchtränkten, mit Menschen überfüllten Platz, kennt es nicht das schöne Gefühl innigen Verwachsenseins mit der Umgebung. Ein Vaterhaus hat es nicht — wie kann es Wurzel fassen in einem Boden, aus dein es immer und immer wieder verpflanzt wird? Wie anders ist die Jugend des Landkindes! Die traulichen Stätten kindlicher Spiele, der heimatliche Garten mit seinen schattigen Geheimnissen, die lieben Haustiere da hinten im Stall, in dem das Kind so gern weilt, stets neue Schönheiten und Reize entdeckend, das Loch iu der Mauer, durch das es verborgene Schlupfwinkel des Nachbargartens erspähen kann, der Hügel, von dem aus man die Sonne müde zur Ruhe gehen sieht, das Büchlein, das selbstgebaute Kähne fernen Gegenden zuführt — das alles sind Bande, die ein ganzes Leben unsteten Manderns in einem Landkinde nicht zu zerstören vermag. Wo finden wir Gleichartiges im Großstadtleben? Auch die trauten Freunde der Kindheit, alte, liebe Nachbarsleute und die ganze Dorfjugend, der Schullehrer und der Herr Pfarrer, der Küster und Totengräber — welch ein Landkind würde sie im späteren Leben vergessen! Und mit der Schätzung der Mitwohner eng verknüpft, wächst auch das Gefühl von der Bedeutung der eigenen Persönlichkeit — was für ähnliche Werte von lebenslänglicher Bedeutung hatte die Großstadt für das Kind aufzuweisen! Nein, ein Heimatgefühl, wie es das Landkind empfindet, das muß zu- gegeben werdeu, können wir in unserer Großstadtjugeud nun und nimmer erzeugen. Aber darum wollen wir nicht ans jede Möglichkeit verzichten, das Stadtkind die Heimat lieben und schätzeil zu lehreil. Was ist denn eigentlich hier beim Kind das Bleibende im steten Wechsel seiner Er- sahrungen? Das ist zweifellos seine Familie. Dort findet es in den vertrauten Möbeln seiner Kinderstube, im bequemen Lehnstuhl des Wohn- zimmers, in der verschwiegenen Ofenecke des Großmntterstübchens Ersatz sür das Vaterhaus des Landkindes. Dies ist der Ruhepunkt, von dem wir Lehrer auszugehen haben, wollen wir die Schüler zur Heimatliebe erziehen und treue Hüter lieber Kindheitserinnerungen heranbilden. Dort in erster Linie wird des Kindes Persönlichkeit, die im Großstadtgetriebe zertreten würde, herangebildet, es lernt sich als besonderes Glied einer Lebens- gemeinfchaft auffassen. Aber dabei dürfen wir nicht stehenbleiben. Wir haben hier in der Großstadt ein anderes, höheres Mittel, das Kind zur Liebe für seineu Heimatort zu erziehen, als dasjenige, das allein durch das Gefühl bedingt ist. Man zeige dem Kinde das ganze, vielseitige Ge- triebe großstädtischer Kultur, weise es daraus hin, wie unendlich Großes

2. Heimatkunde für Großstadtschulen - S. 4

1914 - Breslau : Hirt
Erster Teil. Die heimatliche Stadt. A. Wie etwa die Kleinen in den heimatkundlichen Unterricht einzuführen sind. Heimatkunde! Fremd klingt das Wort im Ohr des Kindes, und mit Spannung sehen sie der ersten Unterrichtsstunde entgegen. Fragst du sie nach ihrer Heimat, so werden die Antworten verschieden ausfallen. Die meisten Kinder schweigen, die geweckteren nennen wohl bcit Ort, in dem sie wohnen, einige antworten: Zn Hause ist's! Auch Straßennamen Pflegen genannt zu werden, es kommt vor, daß hier und da sogar der Name einer Provinz, z. B- Schlesien, oder eines kleineren Reiches, z. B. Sachsen, ge- bracht wird. Die Kinder sollen nun dazu geführt werden, den dreifachen Sinn des Begriffes „Heimat" kennen zu lernen: Vaterhaus, Heimat- ort, heimatliche Landschaft. Will man auf dem Fundamente der An- schauung aufbauen, so empfiehlt es sich, den Begriff „Heimat" durch kleine Erzählungen zu erläutern und zu umgrenzen. 1. Vaterhaus! Ihr wäret gewiß schon einmal verreist zur lieben Groß- mutter, zu Onkel und Tante oder guten, lieben Freunden eurer Eltern. Wie schön war es nun dort, sich frei umhertummeln zu können, Blumen zu pflücken, mit den lieben Tieren lustig zu spielen! Und doch! Als ihr den ersten Brief von eurer Mutter bekamt, da fingen die Tränen an zu fließen. Warum wohl? Die meisten von euch haben diese Sehnsucht uach Hause schon kennen gelernt. Sie macht uns traurig, es bereitet uns Schmerz, nicht daheim zu sein: wir haben Heimweh. Das, wonach wir Heimweh haben, ist unsere Heimat. Unser Elternhaus ist unsere Heimat. 2. Ich kenne eine Geschichte von einem Handwerksburschen, der zog hinaus, fein Glück zu suchen. Er kam durch viele herrliche Städte und Landschaften, sah das Schönste, was die Erde uns bieten kann, hohe, mit Eis und Schnee bedeckte Gebirge, sonnige Täler und das weite Meer. Eine Zeitlang machte es ihm Freude, und doch — wenn er abends müde von der Arbeit und vom Wandern zur Ruhe ging, tauchte vor seinen Augen das Städtchen aus, in dem sein Baterhaus lag. Er sah im Geiste die Linde im Hofe seines Elternhauses, vermißte deu Klaug des Abend- glöckchens vom nahen Kirchturm, den efeuumrankten Giebel des kleinen Nachbarhäuschens, den Duft des Flieders an der Kirchhofsmauer, den Spaziergang im Kornfeld mit trauten Freunden und den sorgenden Blick vom Großmütterlein draußen vor dem Tor. Es hielt ihn nicht länger in der Ferne, die Sehnsucht trieb ihn zurück in seine Heimatstadt. Das, wonach wir Heimweh haben, ist unsere Heimat. Welches war die Heimat des Wanderburschen? Der Ort, in dem wir unsere Jugend verlebt haben, ist unsere Heimat.

3. Heimatkunde für Großstadtschulen - S. 8

1914 - Breslau : Hirt
8 Erster Teil. Die heimatliche Stadt- 3. Leben und Treiben daheim und in der Schule. Das Wesen des Elternhauses ist nicht erschöpft, indem wir seine Einrichtung mit den Kindern betrachten. Die Hauptsache im Elternhause sind die Familien- Mitglieder, die Eltern, die Geschwister, die anderen Hansgenossen. Ihre Tntig- keit und ihren Wert den Kindern vor Augen zu führen ist notwendig, um sie zur Anerkennung der Leistungen anderer, Zur Anhänglichkeit und Dankbarkeit zu erziehen. Es wäre nicht schön und gemütlich zu Hause, wenn wir allein leben sollten. Die Eltern sorgen erst dafür, daß wir uns immer so sehr wohl dort sühlen. Wie sorgt die Mutter für unser Wohl? Die Mutter macht uns zur Schule fertig, sorgt für Essen und Trinken, für unsere Kleidung, sie hilft uns, wenn wir etwas nicht verstehen, ermahnt uns, wenn wir nn- artig sind, sie teilt unsere Spiele und freut sich, wenn wir fröhlich sind; sie bringt uns zu Bett und betet mit uns. Sie Pflegt uns, wenn wir krank sind, tröstet uns, wenn wir traurig sind: die Mutter sorgt für uns und hat uns lieb. In ähnlicher Weise kann gefunden werden: Der Vater arbeitet von früh bis spät, uni Geld für unser Leben zu verdienen, der Vater hat uns auch sehr lieb. Der Vater ist das Oberhaupt der Familie. Stellung des Kindes zu den Eltern: Gehorsam und Liebe. Ältere und jüngere Geschwister. Die Hervorhebung der Vorzüge eines Geschwisterkreises führt das Kind zur Verträglichkeit und Bescheidenheit. Auch die Schwere des Berufs unserer Dienstboten möge hervorgehoben werden. Die Kinder können dabei zur Höflichkeit und Freundlichkeit erzogen werden. Je nach der Zeit, die dem Lehrer zur Verfügung steht, lassen sich die einzelnen Punkte mehr oder weniger ausführen. :— Des Wertes unserer Haustiere sowie der Blumen zu gedeuken wäre ebenfalls wünschenswert. Gerade die Blumen- pflege spielt in der Großstadt eine so bedeutende Rolle, mau werfe nur einen Blick ans die Balkons und Loggien der Wohnhäuser. Selbst in den nüchternsten Arbeitervierteln wird das Auge durch das Grün sorgfältig gepflegter Balkon- pflanzen erfreut1. — Verwandte und Freunde des Hauses. Audere Familien im Hause. Verschiedene Tätigkeit der Väter. Ordnung im Hause. Stellung des Hauswarts oder Portiers. Einige Themen, die sich zu schriftlichen Stilübungen eignen, seien hier ge- nannt: Mein Lieblingsplatz in der elterlichen Wohnung. — Die Mutter als Haus- frau. — Die Mutter als Spielgefährtin. — Mutters Geburtstag. — Eiu Sonntag im Elternhause. — Vater daheim. — Wie unser Weihnachtszimmer aussieht. — Was das Dienstmädchen tagsüber zu tun hat. — Großes Reine- machen vor dem Fest. — Unser Balkon im Frühlingsschmuck. Die Schule. Organisation der Schule: Schüler, Lehrer, Direktor. Konferenzen. Die notwendige Schulordnung. Pünktlicher Beginn und Schluß. Die Pausen. Schulfeiern. Schulwoche und Schuljahr (Ferien, Zeugnisse, Versetzung). i I. Tews, Großstadtpädagogik. Leipzig 1911. S. 10ff. laus Natur und Geistes- Welt, Bd. 327.)

4. Heimatkunde für Großstadtschulen - S. 5

1914 - Breslau : Hirt
B. Elternhaus und Schule. 5 3. Ihr kennt alle aus dem Religionsunterricht die Geschichte von Ruth'. Ruths Schwiegermutter Naemi führte im fernen Lande ein durchaus sorgen- freies Leben, umgeben und getragen von der Liebe ihrer Schwiegertochter. Und doch zog es sie nach ihrem Vaterlande zurück, sie verließ ihre Freunde, ging freiwillig einem einsamen und sorgenvollen Leben entgegen. Zu mächtig und unwiderstehlich war ihre Sehnsucht nach dem Lande Kanaan, sie hatte Heimweh. Das, wonach wir Heimweh haben, ist unsere Heimat. Welches war demnach die Heimat der Naemi? Das Land, in dem wir wohnen, ist unsere Heimat. Nennt also eure Heimat! B. Elternhaus und Schule. 1. Unser Wohnzimmer daheim — das Schulzimmer. Soll das Kind zum Heimatgefühl kommen, d.h. sein Vaterhaus lieben und schätzen lernen, so kommt es darauf an, bei einer Besprechung des elterlichen Hauses gerade das hervorzuheben, was liebenswert, schön und zweckvoll darin ist. Wir wür- den uns also nicht damit begnügen, die Zahl der Fenster, Türen, Öfen, die einzelnen Möbelstücke usw. uns nennen zu lassen, sondern die Erzählungen der Kinder möglichst durch ein Warum gerade so? vertiefen und planvoll unserem Zweck einzuordnen. Die Kinder erzählen von dem großen Ledersofa im Wohnzimmer und dem wachstuchbedeckten Eßtisch, — wie gemütlich sitzt sich's dran, loemi Vater die Zeitung liest, die Mutter näht und die Kinder spielen und fragen dürfen nach Herzenslust! Und nun erst der mollige Platz am Ofen oder ans der Fußbank; wenn Mutter am Fenster sitzt und im Dämmerstündchen herrliche Geschichten erzählt! Dann die Spielecke mit ihrem bunten Vieler- lei, der lange Korridor, auf dem sich's so gut laufen und auch einmal tanzen läßt! Uud wie schön das Zimmer erst aussieht zur Weihnachtszeit oder im Blumenschmuck au Mittlers Geburtstag! Wie anders ist das Schulzimmer mit seineu geraden Bänken und Tischen, ohne Decken und Teppiche, ohne bequeme Sessel und freundliche Fensterplätze! Dafür ist es größer, höher und heller. Grund? Und weiter. In unserem Wohnzimmer sind viele Gegenstände, die auf den ersten Blick fast nutzlos erscheinen. Bilder hängen an den Wänden, Nippessachen und Photographien stehen auf kleinen Tischen oder dem Ofen- sims, weiche, mollige Kissen laden zu kurzem Ruhestündchen ein, Blumen am Fenster bereiten angenehmen Duft. Warum das alles? Uns zur Freude ist es da, es ist fchöu. Vergleich mit der Schule: geweißte, meist kahle Wände, große Wandtafel, Kartenständer, Papierkasten. Eindruck: Nüchternheit. Es wird entwickelt: Im elterlichen Hause atmet alles freund- liches Behagen, hier verleben wir unsere schönsten Feier- und Mußestunden, in der Schule sollen wir ernst und fleißig arbeiten. 1 Wenn die Geschichte noch nicht bekannt ist, kann sie mit wenigen Worten wiedergegeben werden; man kann aber auch leicht eine andere Erzählung, z. B. Johanna Sphris „Heidi", als Unterlage wählen. Vgl. F. Kühn, Kind und Heimat. Pädag. Bausteine, H.37. Berlin,

5. Heimatkunde für Großstadtschulen - S. 15

1914 - Breslau : Hirt
C. Unser Stadtteil. 15 übereinandergelegter größerer und kleine- rer Rohre. Welchen Zweck diese Rohre zu erfüllen haben, würden wir am besten bei einer neu- angelegteil Straße beobachten. Leider wird es sich aber kaum ermöglichen lassen, bei der An- läge aller Rohre sortlaufend zugegen zu sein. Der Lehrer tut daher am besten, nach einem solchen Besuch einen sarbi- gen Straßendnrch- schnitt an die Tafel zu zeichnen und den Kindern daran die Bedeutung der ein- zelnen Rohre zu er- klären (Fig. 9). In Betracht kommen Kanalisationsrohre, Wasserleituugs- und Gasrohre, elektrische Kabel und Telegra- phenanlagen, auch gemauerte Schleuse«. Für Berliu ist selbst- verständlich auch die Umergruudbahn zu berücksichtigen. Die weitaus größte Be- deutung unter all diesen unterirdischen Anlagen haben für die Kinder zweifellos die Wasserleituugs- röhre. £ (D

6. Christliche Volksschule oder allgemeiner Unterricht über Gott, die Welt und den Menschen für evangelische Stadt- und Landschulen, die biblische Religionslehre, den evangelischen Katechismus und eine geistliche Liedersammlung, Natur-, Erd- und Himmelskunde, Seelen-, Pflichten-, Zahlen- und Sprachlehre mit Lesestücken nebst der Geschichte enthaltend - S. 133

1854 - Rinteln : Bösendahl
Pflichlenlehre. 133 wahrhaft bereut, der unterlaßt sie. Nur wahre Neue bringt Vergebung und Gewissens ruhe. l. Klempern gehört zum Handwerk. Antw. Aber be- trügen doch nicht? m. Wer unter den Alllfen ist, muß mit heulen. — Er kann aber mit den Wökur gefangen und erwürgt werden. Waö unter dem Unkraut pl)t, wird oft zugleich ausgejätet. n. Wer zur Dürftigkeit geboren ist, verliert das Brod aus dem Bettelsack. Antw. Auch der Bettelsack muß ver- wahrt werden. Wer sein Brod aus Dummheit oder Ver- schwendung verliert, hat dies nicht dem Schicksal zuzuschreiben. 91. Sei getrost, geduldig und standhaft, wenn dich Lei- den treffen: — a) Auf einen trüben Morgen folgt ein heiterer Abend. — b) Leiden währt nicht- immer, Ungeduld machts schlimmer. — c) Widerwärtigkeit macht weise Leute. 92. Denke doch bei guter Gesundheit an dein Ende:— a) Heute roth, morgen todt. — b) Vorsicht kommt nie zu früh. 93. Bereite dich täglich dadurch zu deinem Ende, daß du alle deine Lebenszeit zum Guten anwendest: — a) Wer fromm und recht lebt, hat lange genug gelebt. — b) Nicht wie lange, sondern wie gut. 94. Ende gut, Alles gut. Antw. Spät sicl^^kehren, ist wohl besser, als gar nicht. Aber wer wenig Mt, wird wenig erndten. Vom guten Verhalten der Kinder in und außer der Schule. 1. Stehe gern früh auf; liebe den Schlaf nicht allzu sehr; er macht dich träge und faul; er ist oft Ursache von manchen Krankheiten. Wer viele Sttlndcn durchschläft, lebt weniger Stunden, weil Schlafende unthätig sind und nicht wissen, daß sie leben. 2. Sobald du aus dem Bette aufgestanden bist, so rei- nige dein Angesicht und deine Hände; macke dein Haar zu- recht, und kleide dick auf eine anständige Weise; dann aber sei dein erstes Geschäft ein Gebet zu deinem Gott.. 3. Nun übersehe noch einmal, was du aus der Schule aus dem Gedächtniß hersagen sollst.. Denke dabei: gütiger Gott, gieb mir die Gnade, daß ich auch heute in der Schule viel Gutes lerne, daß ich immer weiser, frömmer und dir wohlgefälliger werde. 4. Tritt nicht mit einem Getöse, sondern still und lang-

7. Christliche Volksschule oder allgemeiner Unterricht über Gott, die Welt und den Menschen für evangelische Stadt- und Landschulen, die biblische Religionslehre, den evangelischen Katechismus und eine geistliche Liedersammlung, Natur-, Erd- und Himmelskunde, Seelen-, Pflichten-, Zahlen- und Sprachlehre mit Lesestücken nebst der Geschichte enthaltend - S. 144

1854 - Rinteln : Bösendahl
144 Sprachlehre. die fünf ersten gebeugt (declinici), die sechste abgewandelt (conjugirt), um bei jenen theils daö Wortgeschlecht, theils die Zahl, theils den Fall oder das Verhältniß auszudrücken, in welchem sie gedacht werden fosten, bei diesen theils die Gattung oder das Verhältniß des Seins, Handelns oder Leidens anzuzeigen, theils die Person, erste, zweite, dritte, theils die Zeit, Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, theils die Zahl, einfache und mehrfache, theils die Wirklichkeit des Seins, Handelns und Leidens, theils bloße Möglichkeit, davon die befehlende (Imperativ) und die unbestimmte An- gabe desselben (Infinitiv) zu unterscheiden ist. I Beugung der Dingwörter. Außer dem Wortgeschlechte (Genus) und der Zahl (Nu- merus) sind bei der Beugung vier Falle (Casus) zu un- terscheiden , von welchen auf die Frage w e r oder w a ö der erste, auf die Frage wessen der zweite, auf die Frage w em der dritte, auf die Frage wen oder waö der vierte steht, als: Mit dem bestimmten Geschlechtöworte. Einzahl. Männlich Weiblich Sächlich Ir. der Vater die Mutter das Kind 2r. des Vaters der Mutter des Kindeö 3r. dem Vater der Mutter dem Kinde 4r. den Vater die Mutter daö Kind Mehrzahl. Ir. die Vater die Mütter die Kinder 2r. der Väter der Mütter der Kinder 3r. den Vätern den Müttern den Kindern Uv. die Väter die Mütter die Kinder Mit dem unbestimmten Geschlechtswort und einem Beilegcwort. Einzahl. Ir. ein guter Vater eine güte Mutter ein guteö Kind 2r. eines guten Vaters einer guten Mutter eines guten Kindes 3r. einem guten Vater einer guten Mutter einem guten Kinde 4r. einen guten Vater eine gute Mutter ein guteö Kind Ir. gute Väter 2r. guter Väter 3r. guten Vätern 4r. gute Väter Mehrzahl, gute Mütter guter Mütter guten Müttern gute Mütter gute Kinder guter Kinder guten Kindern gute Kitìder

8. Christliche Volksschule oder allgemeiner Unterricht über Gott, die Welt und den Menschen für evangelische Stadt- und Landschulen, die biblische Religionslehre, den evangelischen Katechismus und eine geistliche Liedersammlung, Natur-, Erd- und Himmelskunde, Seelen-, Pflichten-, Zahlen- und Sprachlehre mit Lesestücken nebst der Geschichte enthaltend - S. 165

1854 - Rinteln : Bösendahl
Sprachlehre. 165 zumittel,:. Der Staat hat ihnen zwar schon eine solche verwilligt, aber Ihr seht wohl ein, daß diese in unsern Zeiten ihren Bedürfnissen noch nicht gänzlich abhilft, und die Negierung wünscht, daß auch wir uns bereitwillig finden las- sen möchten, ihnen nach unserm Vermögen so viel zu geben, daß ihre Dienste besser belohnt werden und sie auf eine kum- merlose Art anständig leben können. Wir sind zwar nicht eben reich, aber sollte' nicht jeder von uns noch Etwas thun können, um wenigstens seinen guten Willen an den Tag zu legen? Gewiß, wir können den Segen Gottes nicht sicherer erwarten, als wenn wir besonders auch solchen Männern ver- gelten, die uns und unsern Kindern so nützlich sind. Ihr faibt nun wohl nicht alle Kinder in der Schule; aber könnt Ihr nicht noch Kinder bet ihnen einzuführen bekommen? Habt Ihr Eure Enkel nicht lieb? Sind nicht die Kinder unsers Orts mit Euch in Verbindung, von welchen Ihr wünschen müßt, daß sie gute, brauchbare und auch selbst nützliche, liebenö- werthc Menschen werden? Und Ihr wißt Alle, wir können unser Vermögen nicht besser anwenden, als wenn wir für daö Beste unsrer Kinder und darum auch der Männer sor- gen, die sich so verdient um sie und dadurch auch um uns selbst machen.. Ich schlage Euch demnach vor: Wir wollen ihnen einige Äcker zur Benutzung aus unserm Geinetnderied und für jedes Kind jährlich 12 Gr. alö eine Zulage zu ih- rer Besoldung geben. Dazu sollen aber nicht bloß diejenigen beitragen, welche Kinder in der Schule haben, sondern alle Einwohner, und zwar nach Verhältniß ihres Vermögens. Damit die Schullehrer nicht mit der Einnahme beschwert werden, sollen die Beiträge zur einen Hälfte zu Ostern, zur andern Hälfte zu Michaelis im ganzen Orte eingesammelt und den Schullehrern zu gleichen Theilen überliefert werden. Je mehr Ihr die Verdienste unserer guten Schullehrer zu schätzen Ursache habt, desto bereitwilliger werdet Ihr mir zustimmen, und Euch freuen, wenn Ihr etwas zur Erleichterung ihrer Sorgen thut. Gott wird Euch durch seinen Segen reichlich wieder vergelten, was Eure Dankbarkeit giebt, da Ihr ihm dadurch nur selbst Dankbarkeit für die größten Wohlthaten ausdrückt. Ob ich gleich selbst keine Kinder mehr habe, die noch in die Schule gehen, so will ich doch selbst der Erste sein, welcher den Versichenmgöbrief unterschreibt. Ich weiß, daß Ihr, gute Mitnachbarn! mir ohne Ausnahme nachfol- gen werdet.

9. Christliche Volksschule oder allgemeiner Unterricht über Gott, die Welt und den Menschen für evangelische Stadt- und Landschulen, die biblische Religionslehre, den evangelischen Katechismus und eine geistliche Liedersammlung, Natur-, Erd- und Himmelskunde, Seelen-, Pflichten-, Zahlen- und Sprachlehre mit Lesestücken nebst der Geschichte enthaltend - S. 156

1854 - Rinteln : Bösendahl
156 Sprachlehre' Wie Quittungen schriftliche Bescheinigungen sein sollen, daß Etwas geleistet worden, so ist wesentlich, daß darin be- merkt werde w as, wieviel, zu we lche m Pre ise, von wem, wofür und wann. Beispiele von allerhand Schreiben Ln den Ver- hältnissen des gewöhnlichen Lebens- 1. Zn Privatverhä'ltnissen. 1. Freundschaftliche Briefe. I. Eines Sohnes, der in der Fremde ist, an seinen Later. Lieber Vater! Seitdem ich Euch verlassen habe, bin ich, Gott sei Dank, immer gesund gewesen. Ich hätte zwar schon in der näch- sten Stadt bei einem Meister Arbeit bekommen können; aber um mich weiter in der Welt umzusehen, und da cö mir durch Eure Vorsorge an Geld nicht fehlte, habe ich meine Reise biö hierher fortgesetzt, wo ich jetzt bei dein Meister N. in Ar- beit stehe und mich wohlbefinde. Es wäre für einen Brief zu viel, wenn ich Euch Alles schreiben wollte, ums ich gese- hen und gehört habe; aber ich habe auf Euer» Rath ein Ta- gebuch angefangen, in welches ich Alles aufzeichne, waö mir begegnet. Dieses Tagebuch will ich Euch von Zeit zu Zeit schicken, und komme ich einst wieder nach Hause, so wird es uns manche Unterhaltung gewähren, wenn ich Euch den In- halt näher erkläre. Gott erhalte Euch gesund! Grüßet Mutter und Ge- schwister, auch alle guten Freunde, schreibt mir bald, wie es bei Euch geht, und behaltet lieb Eucrn Ort, Tag u. Jahr. treuen Sohn, N 2. Antwort des Waters. Lieber Christian! Wir haben den Brief, den Du am R. von N. aus an uns geschrieben hast, richtig erhalten und mit Vergnügen daraus ersehen, daß Du gesund bist lind mit Liebe an uns denkst. Wir freuen uns gewiß jedes Mal, wenn wir Nach- richt von dir bekommen, und haben das Vertrauen zu Dir, daß Du Dich auch in der Fremde ehrlich und fleißig betra-

10. Geschichte des Altertums - S. 24

1903 - Berlin : Süsserott
— 24 — wott\ fcmerfte der Koch „unsere Suppe schmeckt nur denen gut, die tüchtiq gearbeitet und gehungert haben." ' ;ug tp ^;. fr^lcs’nn? der Jugend — Um die Spartaner zu tüchtigen Krieaern i^^rlen,6 Urj n uur gesunde und kräftige Kinder auferzogen werden Schwächliche Kinder wurden gleich nach der Geburt in einen Abarund geworfen, wo sie verhungern mußten. Bis zum siebenten Jahre blieben die Knaben im Hause unter Obhut der Mutter, dann kamen sie in die öffentlichen Erzrehuugshänser. Hier wurden sie streng behandelt und vor allein an Gehorsam gewöhnt. Ans Lesen und Schreiben wurde wenig gegeben. Körperliche Übungen waren die Hauptsache: Saufen, Springen, Ringen, Speer- und Diskuswurf, Waffenkampf. Die Knaben gingen barfuß und auch im Winter leicht bekleidet. Sie mußten täglich ein kaltes Bad nehmen und schliefen nachts auf Schilf, welches sie sich selbst vom Ufer des Enrotas holen mußten, fvriih wurden sie an Hunger und Durst gewöhnt, ^elddiebstahl war als Übung in der Kriegslist erlaubt. Wer sich jedoch dabei abfassen ließ, erhielt Geißelhiebe. Einmal im Jahre wurden die Knaben im Tempel der Artemis mit Ruten gegeißelt. Sie sollten Schmerz ertragen lernen, ohne einen Klagelaut hören zu lassen oder eine Miene zu 7' verziehen. Achtung vor dem Alter war strenges Diskuswerfer. Gebot. In Gegenwart älterer Männer mußte der Jüngling schweigen und nur antworten, wenn er ge= tragt wurde. Die Antwort mußte kurz und bündig fein. Eine knappe Jiebe nennt man noch heute eine lakonische. Auf der Straße mußten die Knaben still und sittsam einhergehen, den Blick gesenkt und beide Hände in den Mantel geschlagen. Böse Buben wurden sofort ans der Straße gezüchtigt. Die Erziehung dauerte bis zum 20. Jahre. 8. Kriegslebcn. — Der Krieg war das eigentliche Leben der Spartaner, ^eder Spartaner war vom 20. bis zum 60. Lebensjahre kriegspflichtig. Man schmückte sich zur echlacht wie zu einem Feste. Der Krieger legte das purpurne Kriegsgewand an, auf welchem man das Blut nicht sah, 1 albte das Haar und bekränzte das Haupt. Der König opferte den Göttern, dann rückte das Heer mit Gesang und Flötenfpiel in den Kampf. Tapferkeit war der größte Ruhm, Feigheit die größte Schande. Die Spartaner hatten kurze Schwerter, denn sie sagten: „Wir lieben es, dein Feinde nahe zu fein." Wenn ein Jüngling in den Krieg zog, reichte ihm die Mutter den Schild mit den Worten: „Entweder mit ihm oder auf ihm!" Nach einer verlorenen Lchlacht trugen die Mütter der gefallenen Krieger Feierkleider, die Mütter der heimkehrenden Besiegten Trauergewänder. Die Gefallenen trug man auf dem Lchilde ans der Schlacht und bekränzte sie mit Olivenzweigen. Wer vor dem Feinde floh, ward ehrlos. Er mußte in einem geflickten Mantel enihergehcit und das Haupthaar auf der einen Seite scheren. Niemand sprach mit ihm. 9. Lykurgs Ende. — Als Lykurg feine Gesetzgebung vollendet hatte, befragte _ er das Orakel zu Delphi, ob an feinem Werke noch etwas zu bessern fei. Das Orakel antwortete, daß Sparta groß und berühmt bleiben würde, solange es Lykurgs Gesetze halte. Da ließ Lykurg feine Mitbürger
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